Die Anfänge ...

Es erscheint uns schon notwendig, anlässlich des Jubiläums  des Fußballvereins Karlstadt ein wenig über die Entstehung der Fußballbewegung in unserer Stadt, über die Männer, die den Fußball hier begründeten und in opferbereitem Idealismus zur Entwicklung brachten, zu erzählen. Denn schließlich weiß gerade die jüngere Generation so viel wie gar nichts davon. Und mancher Ältere hat so manches vergessen. Vieles, was heute einfach für selbstverständlich betrachtet wird, war damals gar nicht so selbstverständlich. Aber lasst uns der Reihe nach aus den Anfangsjahren berichten.

Die bitteren Jahre nach dem ersten Weltkrieg (1914 –1918) brachten neben zahllosen herben Enttäuschungen, vielleicht als einen gewissen psychologischen Ausgleich, eine ungeahnte Hinneigung der Menschen zum Sport, vor allem zum Fußball, der mit Riesenschritten überall Wurzeln fasste.

So war es auch hier in Karlstadt. Zuerst war es hauptsächlich eine Gruppe von Studenten, die sich gemeinsam mit dem aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Wilhelm Bildhäuser zusammenschlossen mit dem Ziel: Fußballspiel! Grundvoraussetzung dafür aber war die Platzfrage. Nur die ganz alten Sportbegeisterten wissen heute noch darum, welche Schwierigkeiten, welche Hindernisse sich damals auftürmten. Carl Neubauer war es, der den richtigen Weg fand und ihn unbeirrt trotz aller Widerstände auch ging. Carl Neubauer war Vorstand des Turn- und Sportvereins 1884, mit dem sich die Fußballer zusammengeschlossen hatten. In gemeinsamer mühevoller Arbeit wurde an der Stelle eines ehemaligen großen Altwassers, des "Sandle" (heute steht darauf das städtische Schwimmbad), ein Sportplatz geschaffen. Jedes Mitglied verpflichtete sich, fünf cbm Erdbewegung zu leisten. Mit Feuereifer wurde abgetragen und geebnet. Wer den alten Platz noch gekannt hat, wird zugeben, dass das eine respektable Leistung war, damals ohne jegliche technische Hilfsmittel.

Dann kam die Trennung der Fußballabteilung vom TSV 1884:
Darüber berichtet ein alter vergilbter Zeitungsausschnitt:

Karlstadt, 22. Februar 1920.
„Die nach den Bestimmungen der deutschen Turnerschaft und des Süddeutschen Fußballverbandes sich vom hiesigen Turn- und Sportverein getrennte Fußballabteilung hielt gestern Abend im Clublokal  ihre erste ordentliche Generalversammlung ab. Dieselbe war sehr gut besucht. Als Gast war der  Vorsitzende des Mittel-Main-Gaues des Süddeutschen Fußballverbandes, Herr Kram aus Würzburg erschienen.
Vor Eintritt in die Tagesordnung richtete derselbe recht beherzigenswerte Worte an die anwesenden Sportler. Er schilderte die Vorgänge, die sich zwischen der deutschen Turnerschaft und den Fußballverbänden abgespielt haben, dass keine Einigung erzielt werden konnte und so die Loslösung stattfinden musste. Er ermahnte die Sportler, sich stets bewusst zu sein, was sie ihrem Verein und der ganzen Sportsache schuldig seien, sei es auf dem Sportplatz, beim Spiel oder bei sonstigen Gelegenheiten. Reicher Beifall wurde dem Gauvorsitzenden zuteil. Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten.“

Aus der Taufe ging der Name

Fußballverein 1920 Karlstadt

hervor.
Die sodann vorgenommene Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis:

1. Vorsitzender:             Georg Schäbler

2. Vorsitzender:             Alois Renk

weitere Funktionen:

Kassier:                      Ludwig Wilhelm;
Schriftführer:              Hans Taupp;
Jugendleiter:               Michael Riedmann;
Spielführer:                Theo Benz;
Jugendspielleiter:       Saly Zunz.
Als Platzkassiere:      Hans Taupp, Theo Benz, Leonhard Fischer und Michael Riedmann

Am 2. März 1920 findet die Gründungsfeier des Vereins statt.

Möge der junge Verein wachsen, blühen und gedeihen; hierauf ein kräftiges
"Hipp, hipp, hurra!".

Ergänzung:
Bis zum Jahr 1924 war die Fußballabteilung noch Bestandteil des TSV 1884 Karlstadt, seit 1920 bereits aber eigenständig. Trotzdem wurde der Gründungsname

FV 1920 Karlstadt

beibehalten!

Die endgültige Trennung wurde laut Chronik des TSV 1884 Karlstadt am 14. Februar 1924 vollzogen. (Chronik 1884-1984, TSV 1884 Karlstadt, S.27):

„Die Fußballabteilung bleibt beim Süddeutschen Fußballverband und tritt geschlossen aus dem Turn- und Sportverein aus, um als selbstständiger Verein weiterzubestehen.“

Das erste offizielle Spiel
Am 4. Juli 1920 fand das erste Fußballspiel auf Karlstadter Boden statt, und  zwar gegen "Bavaria" Gemünden, das 0:4 verloren ging.
Dieses Eröffnungsspiel bestritt folgende Elf:
Hermann Wager, Heinrich Bildhäuser, Wilhelm Bildhäuser, Bruno Siligmüller, Rudi Keller,
Lothar Freudenberger, Hanns Habinger, Richard Müller, Fritz Lichtenstätter, Franz Roppelt,
Karl Feser.

Das Rückspiel zwei Wochen später war man in Gemünden auf der "Lindenwiese"  mit 4:0 erfolgreich - zwischenzeitlich hatte man bereits in  Lohr sensationell mit 4: 1 gewonnen –.
Dieser Mannschaft fehlte jedoch noch die Durchschlagskraft. Es wurde probiert und umgestellt. Für Hermann Wager kam Alfons Müller ins Tor. Aber er wich bald freiwillig einem Besseren, der dann für Jahre eine glanzvolle Rolle als Torhüter spielte, Richard Stelz. Das war wohl der beste Mann (ihm am nächsten kam später Ludwig Bock).
Wilhelm Bildhäuser hatte bald in dem  schnellen und schlagsicheren Rudi Keil einen Partner gefunden, den er als Nebenmann in der Verteidigung brauchte. Damit stand ein Abwehrtrio, an dem sich in der Folge mancher stolze und siegesbewusste Gegner die Zähne ausbiss. Bildhäuser zeigte raffinierte Tricks am laufenden Band. Er hatte sie in der Gefangenschaft von den Engländern gelernt. Rudi Keller glänzte mit seiner überragenden Schnelligkeit und seinen sicheren Spagatschlägen. Und Richard Stelz holte in aller Ruhe die tollsten Bälle aus den Ecken, nur mit einer einzigen Pranke.

Richtiger Schwung kam schließlich in die Mannschaft, als sie in folgender Aufstellung stand:
Richard Stelz, Rudi Keller, Wilhelm Bildhäuser, Schorsch Schäbler, Heinz Brönner, Heiner Bildhäuser, Bruno Siligmüller, Emil Fischer, Schorsch Wörler, Willi Jäger, Georg Röttinger. Für Brönner, der sich aus beruflichen Gründen vom aktiven Sport zurückzog, kam in Schorsch Herbst,  der intelligente und große Dirigent auf den Mittelläuferposten.  Es gibt in der Geschichte des FV 20 ganz wenige, die dem Verein so die Treue gehalten haben wie er.

Gleich bei seinem ersten Spiel (in Hammelburg) bekam er seine "Feuertaufe" in Form einer Tracht Prügel. Man komme uns bitte nicht mit der läppischen und völlig falschen Ansicht, früher sei eben doch nur ein "Hau-Ruck" gespielt worden. Ganz im Gegenteil: Ballbehandlung und Spieltechnik stand der von heute in keiner Weise nach, nur war sie noch gepaart mit Ehrgeiz und Schießfreude. Welch eine Augenweide war es bloß (das werden die alten Zuschauer und Schlachtenbummler bestätigen), einen Schorsch Wörler in Form zu sehen mit seinen Halbstürmern Fischer und "Buddi" Jäger. Diese gekonnten, rasanten "Slalomläufe" mit dem Ball und solche Torschüsse sieht man heute auch in höheren Klassen kaum besser.

Fest steht eines: Die Mannschaft in dieser Besetzung war lange Zeit in einer bestechenden und dabei beständigen Form. Davon mussten sich vor allem die Würzburger Vereine überzeugen lassen, die anfangs meist geglaubt hatten, in Karlstadt einen Spaziergang machen zu können.


Im  Spieljahr 1921/22

nahm der FV 20 erstmals an den Verbandsspielen der C-Klasse mit folgenden Mannschaften teil: FC Arnstein (1920), Viktoria Grombühl, Helios Thüngen (1920), FC Hammelburg, Viktoria Aschaffenburg, Union Schweinfurt, Heidingsfeld, Sendelbach, Zell, Würzburger Artilleriesportclub (Reichswehr), Würzburg O4 Junioren und schaffte auf Anhieb den Aufstieg in die B-Klasse, ebenso im nächsten

Spieljahr 22/23

den Aufstieg zur A-Klasse und dann gleich in dieser den dritten Tabellenplatz, im  Spieljahr 24/25 den vierten. Wir glauben kaum, dass sich die Jungen von heute überhaupt eine Vorstellung machen können, unter welchen persönlichen Opfern dazumal der Spielbetrieb und die Aufwärtsentwicklung des Vereins vor sich gingen. Darum muss es ihnen einmal schwarz auf weiß erzählt sein: Damals trug jeder Spieler seine eigenen Spesen selber, auch die Fahrten. Wie viele Fahrten wurden auf dem Fahrrad gemacht, oder auch (beispielsweise nach Arnstein) mit Leiterwagen und Pferden, weiter hinaus mit einem Lkw. Wie umständlich und kostspielig waren oft (wir denken an die Inflationsjahre) die Bahnfahrten, etwa nach Bad Neustadt usw.

Eines aber fehlte den Spielern jener Jahre nicht, die unverbrüchliche Kameradschaft durch dick und dünn. Und da war vor allen Dingen einer, der die Gemeinschaft zusammen zu schweißen verstand, Schorsch Schäbler, den der Verein nie vergessen darf.





Andererseits war da auch eine getreue Anhängerschaft, die so manche Opfer brachte. Es gebührt sich, in diesem Zusammenhang wenigstens einige Namen ins Gedächtnis zu rufen von Männern, die den Fußballsport in seinen Jugendjahren in Karlstadt mittragen halfen: Vor allem der schon genannte Carl Neubauer, dann aber auch Oswald Dix, Leo Endres, Jakob Keller, Karl Geißler sen., Alois Renk und andere. Nicht zu vergessen so manche, die damals auch aktiv die Farben des Vereins vertraten wie etwa Ferdl Siligmüller, "Täck" Simon, Hans Schreiber, Schorsch Weber, Hans Osterchrist, Lorenz Möhres, "Löll" Müller, Antön und Hermann Behringer, Hann Schlereth, Hannes Gensler und wie sie alle heißen.

Am Anfang unserer Vereinsgeschichte hatten wir von der Gründung des Fußballvereins und von den ersten paar Jahren erzählt, von Sorgen und Mühen und purem Idealismus, aber auch von den ersten stolzen Erfolgen:

1921/22
erstmals Teilnahme an den Verbandsspielen in der C-Klasse 1922/23 B-Klasse,

1923/24,
A-Klasse und beinahe die Meisterschaft (nur zwei Punkte hatten gefehlt),


1924/1925
wieder A-Klasse Spitzengruppe. Natürlich fehlten auch die Rückschläge und Enttäuschungen nicht. 
Bereits 1926 musste die damalige Mannschaft wieder! in die B-Klasse absteigen, setzte sich aber dort gleich wieder an die Spitze, wurde Meister und erreichte in der Aufstiegsrunde Punktgleichheit mit Ochsenfurt, so dass ein Entscheidungsspiel notwendig wurde. Dieses gewann der FV 20 mit 3:0 und eroberte sich damit die A-Klasse zurück.
Noch einmal, 1929, musste man in den sauren Apfel beißen. Aber auch diesmal gelang sofort wieder die B-Meisterschaft durch ein 3:0 im Entscheidungsspiel gegen den punktgleichen FC Thüngen auf dem Mainausportplatz in Würzburg.
Auch in der Aufstiegsrunde setzte sich der Verein durch. Hinterher allerdings durften auch die übrigen Gruppenmeister automatisch mit aufsteigen.

Veranstaltungen
In jene wechselvollen Jahre fallen ein paar größere Veranstaltungen auf dem Karlstadter Sportplatz, an die so mancher Alte noch gerne zurückdenkt, denn da bekam man erstklassigen Sport vorgeführt. Wir denken z. B. an die zweitägigen Pokalturniere von 1923 (mit SpVgg Fürth, 1860 Fürth, MTV Fürth und Kickers Würzburg, die alle Oberliga spielten), von 1924 (mit 05 Schweinfurt, 04 Würzburg, Bayern Kitzingen und Aschaffenburg-Damm) und dann an jenes wahre Volksfest von 1928 mit FC Penzberg, Germania Okriftel, Viktoria Grombühl, das damals auf beachtlicher Höhe stand, und dem gastgebenden FV 20 Karlstadt selbst.

FV Karlstadt –1. FC Nürnberg

Oder wir denken an jenen Pfingstsamstag, als der komplette 1. FC Nürnberg, der "Club", deutscher Abonnementsmeister jener Jahre, mit Heiner Stuhlfaut und all seinen berühmten Kämpen beim FV 20 ein Gastspiel gab. Und wir sehen noch heute die maßlose Verblüffung des weltberühmtesten aller Torleute, als der damals noch jugendliche Julius Dürr  als Halblinker, Munkert und Billmann stehen ließ und an dem herauslaufenden Stuhlfaul vorbei kaltschnäuzig zum 1:0 für Karlstadt einschoss. Wisst ihr noch, ihr alten Freunde, wie der Clubaufdrehen musste, bis er zum Ausgleich kam? Nach der Halbzeit natürlich setzte sich die weit größere Kondition und Erfahrung der Nürnberger durch. Aber trotz des schließlichen 1:7 erinnern wir uns noch sehr lebendig jener hervorragenden ersten Halbzeit.

Wir haben Julius Dürr genannt. Ihm ist der Verein außergewöhnlichen Dank schuldig. Denn in all den langen Jahren, in denen er die grünweißen Farben des FV 20 trug, war er ein leuchtendes Vorbild der Treue, der sportlichen Anständigkeit und des unbeugsamen sportlichen Kampfgeistes.
Diese Feststellung schmälert keinesfalls die Verdienste seiner Kameraden, etwa Schorsch  Meukels.

Aber wir dürfen der Zeit hier nicht vorauseilen. Da waren vorher noch zahlreiche Namen, die auch nicht vergessen sein sollen, auch wenn  wir hier nur den Platz haben, sie wenigstens aufzuzählen:
Georg Göring, Heiner Schreck, Hans Schütz, Adolf Janson, Willi Endres, Willi Kraft, Christian und Jörg Hofmann Geo Blaßdörfer, Adam Ungemach, Theo Benz, die Gebrüder Weiglein  ("Wieser" und "Hämi") und der hervorragende Lorenz Endres (der "Zöller").


FV Karlstadt um 1935
 
Und hier ist vielleicht der Platz und die Gelegenheit, einmal mit allem Nachdruck an eines zu erinnern, was u. E. ganz wesentlich erscheint.
In den Reihen dieser Leute wurde nicht ausschließlich Fußball gekickt. Unter ihnen waren Leichtathleten von hohen Qualitäten. Was war doch Adolf Janson ein Sprinter, aber auch ein Kugelstoßer und Diskuswerfer! Die Brüder Weiglein waren mit weitem Abstand die besten Speerwerfer Süddeutschlands. Und die blanken 11,0 Sekunden für die 100 Meter, die der 16jährige Julius Dürr brauchte, sind die nicht heute noch eine phantastische Zeit?
Aber das sind nur einige Beispiele. Die Älteren wissen sicher noch, wie Wilhelm Bildhäuser als Sportleiter richtig gehende vereinsinterne Sportfeste aufzog, an denen sich alles beteiligte, und die Schwimmwettkämpfe, sowie alles an leichtathletischen Disziplinen umfassten, was in einem Sportprogramm nur denkbar ist.
 
Nun schnell noch die Mannschaftsaufstellung für die A-Verbandsrunde 1930:
 
Faul Six, H. Weiglein, Gg. Weiglein, Julius Dürr, Schorsch Püttner, Heinrich Goldkuhle, Jörg Burkard, Schorsch Meukel, Josef Hofer, Baptist Büttner, Franz Six.

Es  konnten bisher natürlich bei weitem nicht all die Namen der Aktiven und Förderer aufgezählt werden. Falls sich insofern einer oder der andere übergangen glauben sollte, müssen wir schon um Entschuldigung bitten. Keiner ist absichtlich vergessen worden. Denn schließlich ist gerade der Fußball eine Gemeinschaftsleistung, bei der der Einzelne eingeordnet dem Ganzen dient. Wie sagte doch der Dichter Manfred Hausmann in seiner berühmt gewordenen, geistsprühenden Festrede zum 60jährigen Bestehen des Deutschen Fußballbundes:

"Der Satz, ein einzelner werde erst dann völlig er selbst, wenn er sich bis zur Selbstaufgabe in das Gefüge, besser in den Organismus einer Mannschaft eingliedere, klingt nach Mystik, ist aber keine. Wie ein Charakter sich im Strom der Welt bildet, so wird ein Fußballspieler in der Atmosphäre einer Mannschaft zu einer Spielerpersönlichkeit geformt. Nicht das Einzelgängerturm, sondern der Dienst am Ganzen holt das Letzte und Beste und Eigentliche aus einem Spieler heraus. Teamwork, wie es der Engländer nannte, das Handeln im mannschaftlichen Geist, unterdrückt nicht, sondern erhöht und befreit. Das hängt damit zusammen, dass der Mensch auf den Mitmenschen hin erschaffen ist. Mensch sein heißt Mitmensch sein, heißt in einer Gemeinschaft leben, heißt dienen, heißt: Opfer bringen.“

Ist uns nicht - Hand aufs Herz-  all ihr älteren Spieler - als hätten wir solche Gedankengänge, wenn auch in viel einfacherer Formulierung, oft und oft in den Spielerversammlungen gehört, etwa aus dem Mund eines Ludwig Wilhelm, der für die Entwicklung des FV 20 unendlich viel getan hat und den der Verein ja auch in Würdigung seiner früheren Arbeit zum Ehrenvorsitzenden ernannte.
Wir hatten zuletzt aus jener Zeit Ende der zwanziger Jahre erzählt, als man aus dem talentierten Nachwuchs heraus die Mannschaft radikal verjüngte.
Wir denken an Spieler wie Schorsch Meukel, Toni Goldkuhle, Albin Sellmann, Schorsch Püttner, Sepp Hofer, Julius Dürr, Faul und Franz Six, Jörg und Richard Burkard, Otto Brandenstein.

Rückgrat dieser Jungen aber bildete um jene bewegte Zeit der erfahrene Abwehrblock mit dem Offensivstopper Schorsch Herbst und den Brüdern Weiglein.
Aber wir dürfen hier auch derer nicht vergessen, die in den folgenden Jahren zu dem "Stamm" stießen und die auch einen Fußball zu spielen verstanden, der sich wohl mit dem heutigen Können in Ballführung, Schnelligkeit und Spielwitz messen kann. Denken wir in solchem Zusammenhang an Alo Wörler, an August Schobert („Schwarz“), Jörg Schubert, an Schorsch und Franz Völker, an Ludwig Strauß, an Hans Langhirt, Lupper und Anton Gruber, Sepp und Karle Außenhofer, August Heinisch, an die hervorragenden Torleute Franz Hermann und Ludwig Bock, an Günter Busche, August Schwab und Otto Mann, an Franz Weisensel, Karl Geißler, Hansi Müller "Pascha"), Richard Heppenstiel ("Schlenk"), an jene glanzvolle Jugend mit den Gebrüdern Heid, Willi und Paul Werner, Hans Höfling "Käutzle"), Felix Krenzer, Walter Gößmann, Otto Müller, Alois Landgraf, Otto, Franz und Willy Büchner, usw.

Wir sagten schon einmal, es ist unmöglich, all die prächtigen Jungen zu nennen, die in Treue und Idealismus dem FV 20 anhingen. Wie viele von ihnen sind in den Schlachten des zweiten Weltkrieges gefallen! Der Verein hat sie nicht vergessen.
Kurzzeitig spielte der FV Karlstadt auf einem Gelände in der Nähe des heutigen Saupurzel-Flugplatzes (um 1937)
Es galt auch damals manch bittere Situation zu überstehen. Lasst uns beispielsweise an jenes Frühjahr 1929 zurückdenken, wo Mitte März der gewaltige Eisstoß des Maines den Sportplatz  verwüstet und die Tore zertrümmert hatte. Bis weit in den Mai hinein bedeckten Eisblöcke den ganzen Platz. Zu Pfingsten erst konnten wir daran denken, die Eisreste abzukarren, die sich dann an den Spielfeldrändern zu recht schönen Haufen türmten. Und welche Massen an Schlamm mussten abgekratzt werden! Damals zeichnete sich auch Adam Weiglein aus, dem Kind und Kegel eifrig halfen. Wie denn auch dankbar noch so manchen Helfers gedacht werden müsste, der, sei es auf einem Vereinsposten oder im Stillen an der sportlichen Gemeinschaft mitgearbeitet hat, ohne nach Dank zu fragen

Wer konnte dabei etwa Robert Pröstler übergehen, der buchstäblich für den Fußballsport Hab und Gut aufs Spiel setzte. Auch Sigi Freudenberger muss genannt werden. Nicht zu vergessen die vielen Zuschauer, die seit Jahrzehnten kein Heimspiel versäumten und zuweilen murrend, zuweilen begeistert das Ab und Auf der Leistungs- und Erfolgskurve ihres FV 20 leidenschaftlich miterlebten. Sie gaben den Aktiven immer wieder von neuem Ansporn und Auftrieb. Und sie gehören so untrennbar zum Fußballspiel wie der runde Lederball.

Der Krieg brach 1940 das sportliche Geschehen wegen des Krieges verständlicherweise  ab.
Wenn wir bisher "aus der „Jugendzeit“ des FV 20 Etliches erzählten, dann vornehmlich, um der Nachkriegsjugend, die ja heute den sportlichen Gedanken aktiv weitertragen soll, eindeutig vor Augen zu stellen, dass sie ein Erbe zu verwalten hat, das keineswegs armselig ist. Auch wenn viele von diesen Jungen in ihrer saloppen Art geneigt sind, über den "Fußball von Anno Tubak" offen oder heimlich zu lächeln.
Sie kennen davon nur manches vom Hörensagen. Wir haben ihn miterlebt.

Er hatte der heutigen Sportauffassung unwiderleglich manches voraus, vor allem die viel dichtere Kameradschaft und das bewusste Verantwortungsgefühl des Einzelnen. Nichts gegen die Jungen: Sie haben ihre eigene Art. Aber ohne Kenntnis und ohne Hochschätzung des Ursprünglichen, des Gewordenen gibt es kein Vorwärtskommen im Neuen.
Vielleicht wird den "Jungen" gerade dieses Jubiläum des FV 20 Anlass, auch einmal über die tieferen Zusammenhänge etwas nachzudenken.

(aus: 60 Jahre Fußballverein 1920 Karlstadt e.V., Festschrift 1980)